Üben mit Metronom: Sparring für die Kammermusik

Es gehört zur Natur des Menschen, dass Freunde und Helfer, die sich aufgrund ihrer gegebenen Autorität, auf die Einhaltung von Regeln und Strukturen achten, immer dann ganz besonders wertgeschätzt werden, wenn sie dies bei anderen Menschen tun. Dies wissen nicht nur Autofahrer mit Blick auf Verkehrspolizisten, sondern auch Kammermusiker in Bezug auf die rhythmische und metrische Verfasstheit ihrer Mitstreitenden. Dass ein Ordnungshelfer wie das Metronom regelmäßig mit Schmähnamen – „Sklaventreiber“ ist so einer – bedacht wird, ist ungerecht.

Denn für die Vorbereitung auf das gemeinsame Musizieren leistet das Metronom wertvolle Dienste: Das sich-einstellen-können auf „Pulse von außerhalb“ ist eine zentrale Fähigkeit für ein koordiniertes Zusammenspiel. Musikerinnen und Musiker, die beispielsweise ihre Quartettstimme in unterschiedlichen Tempi mit Metronom erarbeiten, haben hervorragende Chancen, erfolgreich mit Ihren Mitstreitern (bei diesen natürlich wiederum eine gewisse metrische Stabilität vorausgesetzt) zusammenzuspielen.

Erste Schritte: nicht verzagen, sondern zupfen

Üben mit Metronom wird häufig unterschätzt. Auch geübtere Instrumentalisten, die sich dem Thema zum ersten Mal widmen, können durchaus Schwierigkeiten haben, mit dem Metronom gleich Schritt zu halten.

In meinem Unterricht und auch auf den Kursen mache ich regelmäßig die Erfahrung, dass ein Einstieg mit pizzicato hier helfen kann: Die Bewegung mit dem zupfenden Zeigefinger ist kleinräumig und konzentriert und damit einfacher pünktlich zu bewältigen als die großräumige Streichbewegung mit ihren variablen Bogengeschwindigkeiten.

Eine weitere effektive Strategie ist es, rhythmisch schwierige Passagen mit Bogen, dafür aber auf leeren Saiten zu üben.

…leise spielen

Als weiteres Hindernis wird oft die geringe Lautstärke des Metronoms (insbesondere im Verhältnis zur direkt beim Ohr gehaltenen Geige oder Bratsche) gesehen. Besser für den Lernerfolg als Boxen mit viel Schalldruck anzuschließen ist es, die entsprechenden Stellen zunächst sehr leise und mit reduzierter Bogenmenge zu spielen. Damit gelingt es leichter, die Aufmerksamkeit „nach außen“ zu lenken.

…singen, klatschen und Tonleitern

Wenn dies alles noch nicht klappen sollte, ist es sinnvoll, eineinhalb Schritte zurückzugehen. Lohnend kann es sein, sich zunächst ohne Instrument, dafür mit Singen, Klatschen oder lautem Zählen, mit dem Notentext und dem Metronom auseinanderzusetzen. Auch das Üben von Tonleitern und einfachen rhythmischen Patterns mit Metronom führt rasch zu ersten Erfolgen.

Veröffentlicht von

Heinz

Heinz hat Violine und Viola in Wien studiert und ist als Geigen-, Bratschen- und Kammermusiklehrer tätig. Seine besondere Liebe gilt der Kammermusik, Franz Schubert und philologisch hervorragenden Notenausgaben. Nach mehr als einem Jahrzehnt in Deutschland (Heidelberg und Bamberg) lebt Heinz ab Herbst 2022 wieder in seiner Heimatstadt Wien.

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