Selbstkontrolle beim Üben mit dem Handy/Smartphone

Selbstkontrolle beim Üben eines Musikinstruments ist immer so eine Sache: Wie schaffen wir es, unser eigenes Spiel richtig einzuordnen? Oder wie können wir entscheiden, wann eine Passage ausreichend geübt ist?

Es gibt ein kleines Hilfsmittel, das dabei helfen kann und das heute fast jeder in der Hosentasche stecken hat: Aufnahmetools auf Smartphones. Das sind zwar keine professionellen Aufnahmegeräte, aber es lohnt sich dennoch, ab und zu auf diesem Weg sein Spiel zu überprüfen. Hier zeigen wir ein paar Tricks, um das Handy gezielt als Kontrollinstrument für das Üben einzusetzen.

Die Aufnahmequalität verbessern und auf das Wesentliche beschränken

Ganz gleich, ob man für die Selbstkontrolle ein Video- oder eine reine Soundaufnahme wählt: Wenn das Handy auf den Notenständer gelegt und direkt hineinspielt wird, ist das eingebaute Mikrophon schnell überfordert. Einfacher, als sich diesbezüglich mit komplizierten Pegel-Einstellungen oder den verschiedenen Abstrahlwinkel von Geige, Bratsche, Cello oder Klavier herumzuschlagen, ist es, das Handy mit einigem Abstand zur Spielposition aufzustellen und eher vom Handy wegzuspielen und damit den Raumklang auzunehmen. Für die Überprüfung empfehle ich übrigens in erster Linie nur Tonaufnahmen (ohne Bild). Der Vorteil dabei ist, dass man sich beim Anhören vor allem auf das Spiel, also das Wesentliche konzentrieren kann (natürlich ergibt es auch Sinn, etwa eine Generalprobe oder einen Auftritt zu filmen, etwa um die Bühnensituation zu analysieren oder einen perfekten Auftritt vorzubereiten).

Thematisch Fokussieren

Suchen Sie sich ein Thema aus, das Sie überprüfen möchten. Sie haben gerade ein Stück mit Metronom geübt? Dann überprüfen Sie Ihre rhythmischen Fähigkeiten ohne Metronom. Sie müssen dafür nicht das ganze Stück durchspielen, es reicht auch ein kleiner Ausschnitt, oder eine Passage, die Ihnen mit dem Metronom eher schwergefallen ist.

Sie haben sich beim Üben vor allem auf die Intonation konzentriert? Dann spielen Sie ein paar Takte, vielleicht auch mehrmals hintereinander. Wenn Sie glauben, einen „Fehler“ gemacht zu haben, spielen Sie den Ton noch einmal – Sie können auf der Aufnahme gut nachhören, wie Sie korrigieren.

Nehmen Sie eher wenig auf, eine Minute reicht meistens vollkommen. Hören Sie die Aufnahme an, seien Sie nicht zu streng mit sich selbst und üben Sie aber trotzdem konsequent, was noch einer Verbesserung bedarf.

Keine Hemmungen!

Es kann sein, dass Sie sich durch den kleinen mobilen Zuhörer plötzlich beobachtet fühlen und manches nicht so gelingt, wie Sie es gerade geübt haben. Falls Sie sich noch nie mit dem Handy aufgenommen haben und plötzlich Anflüge von Lampenfieber zeigen: Drücken Sie den Aufnahmeknopf, spielen Sie eine Zeile, drücken Sie auf Stopp. Wiederholen Sie den Vorgang direkt hintereinander ein paar Mal, bis Sie sich wohler fühlen. Löschen Sie alle Aufnahmen mit Ausnahme der letzten und hören Sie sich nur die letzte Aufnahme an.

Wichtig: Sie üben. Sie sind mitten in einem Prozess, und es muss nichts Perfektes dabei herauskommen. Nehmen Sie Ihre Mini-Aufnahme als Zwischenstand, üben Sie weiter. Kontrollieren Sie sich immer wieder, aber nicht zu oft. Und spielen Sie Ihr Stück am Ende der Übe-Einheit einmal durch – mit Musik, und ohne sich über „Fehler“ zu ärgern.

Veröffentlicht von

Julia

Julia Kriechbaum ist Musikerin von früh bis spät. Als Bratschistin ist sie modern und barock unterwegs, spielt in mehreren Wiener Orchestern und widmet sich der Kammermusik mit der Kammermusikgruppe ATOUT und ihrem böhmisch-wienerischen Quartett, den Druschetzkys. Unterrichtserfahrung hat sie nicht, dafür aber jede Menge Erfahrung, wie man sich Dinge selbst beibringt. Zur Zeit sind das vor allem barocke Spieltechniken auf der Geige und Bratsche und das Erlernen der Sprache ihrer Nachbarn: Tschechisch.

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