Kennst Du schon Katharina Mayer-Heimel? Oder: Wie Du beim Klavier spielen ein besseres Gespür für lockere Schultern entwickeln kannst …

Katharina Mayer-Heimel ist Dozentin bei der Musikwoche Grünbach seit 2024. Sie ist solistisch und als Kammermusikerin tätig, wobei sie sich insbesondere auch für zeitgenössische Musik einsetzt. Als Pädagogin leitet sie eine Klavierklasse am J. J.Fux-Konservatorium in Graz. Ihre Schülerinnen und Schüler wurden bereits mehrfach bei Wettbewerben ausgezeichnet.

Liebe Katharina, wie hast Du zu Deinem Instrument gefunden?

Mein Vater hat vor vielen Jahren einen alten Flügel am Fetzenmarkt (Flohmarkt, Trödelmarkt, Anm. H. N.) gekauft, weil unser Familienname „Mayer“ im Deckel eingraviert war. Der stand dann bei uns im Wohnzimmer. Als kleines Kind habe ich darunter Deckenlager gebaut und das „Höhlengefühl“ genossen. Als ich dann größer wurde, hat mich meine Mutter zum Klavierunterricht angemeldet und es hat mir von Anfang an großen Spaß gemacht.

Was waren für Dich die größten Herausforderungen beim Klavier lernen?

Immer dann, wenn ich etwas nicht sofort verstanden habe. Da kam es dann schon vor, dass ich wütend wurde und unter Tränen den Deckel zugeklappt habe. Kurz darauf saß ich aber schon wieder vorm Instrument und habe mich der Herausforderung gestellt. 😊

Was war für Dich der schönste Moment auf der Bühne?

Generell genieße ich Auftritte sehr. Besonders berührt hat mich aber der Abschluss einer dreiwöchigen Konzertreise, als unser Ensemble das letzte Mal zusammen auf der Bühne stand und wir bei der Zugabe wussten: Das war es jetzt, es heißt Abschied nehmen von unserem Publikum und der wunderbaren gemeinsamen Zeit.

Und der peinlichste Moment auf der Bühne?

Als ich als Vierzehnjährige bei einem Wettbewerb für Klavier zu vier Händen die Oktaven im letzten Stück „verhaut“ habe. Ich bin danach ohne Verbeugung von der Bühne gestürmt und habe meine verdutzte Partnerin einfach alleine stehen lassen. Es ist mir bis heute noch unangenehm – auch der Jury gegenüber –, dass ich damals einen so unhöflichen und unprofessionellen Abgang gemacht habe. Zum Glück war die Kommission nicht nachtragend und hat uns trotzdem einen zweiten Preis verliehen. Und ich habe dabei gelernt, dass Verbeugungen auch in solchen Situationen Respekt gegenüber dem Publikum bedeuten – ein „Danke, dass ihr zugehört habt“.

Kannst Du uns etwas über Deine Lieblingskomponistinnen und -komponisten, Lieblingsmusikstile oder Lieblingsstücke erzählen?

Es gibt so viel schöne Musik, ich will mich ungern festlegen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich besonders oft zu Noten von Johann Sebastian Bach greife. Und in den späten Abendstunden, wenn es im Haus schon ruhig ist: Schubert!

Gibt es besondere musikalische Wünsche, die Du in Zukunft noch verwirklichen willst?

Weiterhin viel Kammermusik machen, mein solistisches Repertoire erhalten und ausbauen. Und: Wieder einmal ein Konzert für die Nachbarn in unserer Straße geben – es ist so bereichernd, wenn Musik mit Geselligkeit verbunden wird.

Hast Du spezielle Aufwärmübungen? Wie gestaltest Du eine typische Übe-Einheit auf Deinem Instrument?

Mein Aufwärmritual besteht darin, mir eine gute Kanne Tee zuzubereiten oder zumindest ein Glas Wasser bereitzustellen. Ich trinke beim Üben (und auch beim Unterrichten) viel. Ich bilde mir ein, dass sich das positiv auf meine Konzentration und körperliche Disposition auswirkt.

Am Klavier beginne ich meistens mit den Akkordzerlegungen nach Friedrich Wieck (Friedrich Wieck, 1785-73, war ein bedeutender Klavier- und Musikpädagoge des 19. Jahrhunderts und Vater sowie Klavierlehrer von Clara Schumann. Zu seinen Schülern zählten auch Robert Schumann und Hans von Bülow, Anm. H.N.). Bei dieser Übung moduliert man durch alle Tonarten und ich finde, es ist eine klanglich wunderbare Einspielübung. Danach verschaffe ich mir eine Übersicht über die wichtigsten Stellen bzw. Herausforderungen im Stück und verbessere das, wo ich das Gefühl habe, dass es noch nicht zu hundert Prozent gefestigt ist.

Welchen Tipp würdest Du einem Anfänger auf dem Klavier geben, wenn Du ihn in der U-Bahn triffst?

Suche Dir eine qualifizierte Lehrperson, der Du vertraust. Sie wird Dich auf Deinem musikalischen Weg unterstützen. Sorge außerdem dafür, dass Du ein gutes Instrument zur Verfügung hast, auf dem Du jederzeit üben kannst. Wenn Du spielst: Höre Dir zu! Hast Du eine Vorstellung davon entwickelt, wie es klingen soll, ist der schwierigste Teil schon geschafft!

Katharinas Tipp: Wie kann ich mehr Gespür für lockere Schultern beim Klavier spielen entwickeln?

Durch die vielen Herausforderungen auf der Tastatur und die Komplexität im Denken, die das Klavierspielen verlangt, wandern unsere Schultern manchmal nach oben und verspannen sich. Das hat aber negative Auswirkungen auf den Klang – von körperlichen Schmerzen, die daraus entstehen können, ganz zu schweigen. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass sich manche Körperteile unter Spannung befinden, weil uns im Alltag die Zeit fehlt, uns auf unseren Körper und unser Gespür dafür zu konzentrieren.

Um verspannte Schultern gezielt zu lockern, hat sich folgende Übung bewährt: Nimm ein zusammengefaltetes Handtuch/einen Schal oder einen kleinen, etwas festeren Polster und klemme diesen unter den Arm (direkt unter die Achselhöhle). Achte darauf, dass Du die Schulter dabei nicht nach oben ziehst und der Arm locker nach unten hängt. Gehe dann mit dem eingeklemmten Gegenstand im Raum herum. Löse nach ca. 30 Sekunden die Position. Du wirst feststellen, dass die Schulter danach tiefer und entspannter liegt. Wiederhole die Übung auf der anderen Seite. Spüre die Verbesserung im Körpergefühl und speichere dieses Gefühl gut ab, wenn Du Dich jetzt wieder ans Klavier setzt.

Veröffentlicht von

Heinz

Heinz hat Violine und Viola in Wien studiert und ist als Geigen-, Bratschen- und Kammermusiklehrer tätig. Seine besondere Liebe gilt der Kammermusik, Franz Schubert und philologisch hervorragenden Notenausgaben. Nach mehr als einem Jahrzehnt in Deutschland (Heidelberg und Bamberg) lebt Heinz ab Herbst 2022 wieder in seiner Heimatstadt Wien.

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