Welcher Musiklehrer, welcher Geigen-, Cello- oder gar Bratschenlehrer weiß sie nicht zu stiften: die babylonische Sprachverwirrung, die viele Schüler heimsucht, die sich bislang in erster Linie mit Popmusik beschäftigten. Die schnöde schulmeisterliche Ausführung, dass Beethovens Violinkonzert kein „Lied“ sei, und dass der Auftritt des totenkopfberingten David Garret zusammen mit der Russischen Nationalphilharmonie kein „Cover“ darstelle, können sich nur die allerwenigsten verkneifen.
Lied, Konzert oder Sonate?
In der langen Tradition der „klassischen Musik“ haben sich differenzierte Begriffe für Musikstücke herausgebildet, die mitunter ein wenig Spezialwissen erfordern. Denn mit diesen Begriffen werden einerseits Fragen nach der Besetzung (welche Instrumente erklingen) und andererseits Gattungsfragen (zu welchem Genre zählt das Werk) behandelt. So sprechen wir etwa bei einem Musikstück mit Singstimme von einem Lied, im Kontext der Oper aber beispielsweise auch von Arien oder Rezitativen (ein etwas weniger kunstvoller, dem Sprechen angenäherter Gesang). Und ein großes, mehrsätziges Werk für Solovioline mit Orchesterbegleitung stellt meistens ein Konzert dar, wohingegen wir bei einem mit Klavier (partnerschaftlich) ausgeführten Werk häufig von einer Sonate ausgehen können.
So kompliziert, sich korrekt auszudrücken, wie das für manche jetzt klingen mag, ist es allerdings nicht, denn meistens nennen die Komponisten den Begriff, den wir für ein Musikstück benutzen können oder sollten, bereits im Titel (z. B. Brahms: Sonate in d-Moll für Klavier und Violine). Und wer übrigens schlicht von einem „Musikstück“ oder einem „Werk“ spricht liegt sowieso in allen Fällen richtig!
Cover oder Interpreatiton?
Subtiler verhält es sich bei den Begriffen Cover und Interpretation, die sich in ihrer Bedeutung tatsächlich überschneiden. In diesem Fall hilft es, sich die Arten zu vergegenwärtigen, wie Musikstücke veröffentlicht werden. Popmusik ist in der Regel „produzierte Musik“, die kommerziell über Tonträger oder andere audiovisuelle Medien veröffentlicht wird (vorbei sind mittlerweile sogar die Zeiten, in denen Songwriter überhaupt Noten schreiben). Die Neuproduktion und Neuinterpretation solch einer Nummer bezeichnet man als Cover.
In der „klassischen Musik“ verhält es sich anders. Der primäre Weg Musik zu veröffentlichen war und ist immer noch die Publikation eines Notentextes, also einer mehr oder weniger abstrakten Handlungsanweisung für den Musiker. Die notwendige individuelle Auseinandersetzung mit dem Notentext im Rahmen einer Aufführung nennt man Interpretation.